Uelze Stuck

 

Perspektive

Perspektive (lat. perspicere = hindurchschauen), die Darstellung des dreidimensionalen Raums (Länge - Breite - Tiefe) auf der zweidimensionale Mal- oder Zeichenflächen (Länge - Breite). Die der Fläche fehlende Tiefe wird perspektivisch vorgetäuscht, indem gleichgroße Gegenstände mit zunehmender Entfernung in demselben Maße kleiner dargestellt werden, wie sie auch dem Auge im wirklichen Raum kleiner erscheinen ( = perspektivische Verkürzung). Die mathematisch konstruierbare Perspektive wird erst in der Frührenaissance erfunden. Der Barock bedient sich ihrer, um in virtuoser Weise architektonische Wandgliederungen und insbesondere scheinbar ins Unendliche hinein geöffnete Decken vorzutäuschen ( = Scheinarchitektur). Mit der wachsenden Bedeutung der Farbe seit dem Imperssionsismus hat die Perspektive in der Gegenwart an Bedeutung verloren.
Bei der umgekehrten Perspektive, die in der frühchristlichen und mittelalterlichen Malerei häufig auftritt, verkürzen sich die Gegenstände nicht vom Betrachter in Richtung zum Hintergrund, sondern von der Sicht der Hauptfigur des Bildes her in der Richtung auf den Betrachter perspektivisch. Diese einander scheinbar widersprechenden Formen der Perspektive sind weniger mathematisch als geistesgeschichtlich zu verstehen: Frühchristentum und Mittelalter sehen in dem verehrten - und deshalb dargestellten - Gegenstand ein Gleichnis der göttlichen Ordnung, die zugleich Ausgangs- punkt der (auch perspektivischen) Ordnung der Welt ist. Daduch erscheinen auch Figuren des Vordergundes im Falle geringerer Bedeutung kleiner als die des Mittel- oder Hintergrundes ("Bedeutungsperspektive"). Erst die Renaissance setzt den betrachtenden Menschen als Maß aller Dinge.

 

 

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